Land der Kunst und Geschichte Guebwiller – Burg der Neuenbourg

Winzerhaus in Soultz
Winzerhaus in Soultz

Das Rathaus von Guebwiller

Eine Inschrift auf seinem Erker weist darauf hin, dass es 1514 vom Tuchhändler Marquart Hesser erbaut wurde. Bei seinem Tod verkauften es seine Erben an das Kapitel von Murbach, das es zum Rathaus umfunktionierte. Damit büßte es seine Funktion als Privathaus ein. Mit seinem fünfseitigen Erker, den Fensterkreuzen, dem Portal und den verschiedenen geschwungenen Zierleisten, die den Zweigen eines Baums nachempfunden sind, trägt das Rathaus von Guebwiller unverkennbar den charakteristischen Stempel des spätgotischen Flamboyantstils.

Die Renaissance-Häuser in Soultz

Mit Ausnahme der im 21. Jahrhundert angelegten Place de la République hat sich das Stadtzentrum von Soultz das Stadtgefüge der Renaissance bewahrt. Die meisten Bürgerhäuser wurden im 16. und 17. Jahrhundert zwischen dem Bauernaufstand und dem Dreißigjährigen Krieg erbaut. Sie zeigen architektonische Elemente wie Treppentürme oder Erker, die den Reichtum unterstreichen, den die Stadt dank des Weinbaus genoss. Die Winzerhäuser liegen in der Regel rund um einen Innenhof. Der Zugang zu den Nebengebäuden und Kellern führt durch Torbögen, die häufig Jahreszahlen tragen.

Der Jugendstil

Dieser kurzlebige Stil, der in Frankreich zunächst als „Moderne Style“ und dann als „Art Nouveau“ bezeichnet wurde, dauerte lediglich von 1890 bis 1914. Da er in Paris auf Ablehnung stieß, entwickelte sich der Jugendstil hauptsächlich in den Städten der Provinz, wo auch die berühmte Schule von Nancy entstand. Der elsässische Jugendstil bildete einen Gegenpol zur offiziellen kaiserlichen Architektur des annektierten Elsass. Der Jugendstil entstand aus der Ablehnung der aufkommenden industriellen Produktion heraus, die laut William Morris oder John Ruskin für eine kreative „Austrocknung“ verantwortlich war. Er entwickelte sich im kompletten Gegensatz zur kodifizierten Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Abkehr vom akademischen Regelkanon und klassischen Stil und Hinwendung zu mehr Originalität. Durch die technischen Fortschritte beim Bauen (genietetes Eisen, Stahlbeton, Architektur aus Eisen und Glas) konnte das Dekor auf der Hülle zum Ausdruck kommen, ohne fester Bestandteil der Architektur zu sein. Der von der Natur, dem Symbol des Lebens, inspirierte Jugendstil setzt auf pflanzliche Dekore – Bäume und Blumen – sowie auf Darstellungen von Tieren (Insekten, Muscheln etc.) und die Kompositionen werden von geschwungenen Linien geprägt. In einer zweiten Bewegung kommt der Jugendstil in einem geradlinigen und schlichten Geometrismus zum Ausdruck. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs war der Jugendstil bereits aus der Mode gekommen und wurde von der Art déco abgelöst.

Adolphe Sautier (1870-1944)

Der aus einer Schweizer Familie stammende Adolphe Sautier wurde am 5. Dezember 1870 in Guebwiller geboren. Sein Architekturstudium absolvierte er in München. Die Familienüberlieferung besagt, dass er Zeitungen verkaufte, um sein Architekturstudium zu finanzieren. Bei seiner Rückkehr ins Elsass ließ er sich zwischen 1895 und 1899 in Straßburg nieder. Dann zog es ihn wieder nach Guebwiller, wo er zunächst in der Rue Madame Adolphe wohnte und dann im „Schloss“, d. h. in der heutigen Daniel-Schule. Sein Unternehmen hatte seinen Sitz in der Rue Théodore Deck. Er hatte zwei Söhne, René und Pierre. Als angesehener Architekt war er in verschiedenen Bereichen tätig, wie etwa in der Fabrikarchitektur, bei Restaurierungsarbeiten an Gebäuden, beim Bau von öffentlichen Gebäuden, Einfamilienhäusern oder Geschäftshäusern. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sein Name eingedeutscht und lautete „Sautter“. Er starb am 19. April 1944 während der Befreiung und wurde in der Familiengruft Sautier-Claudel beigesetzt.

Die Jugendstil-Häuser in Guebwiller

In Guebwiller gibt es mehrere bemerkenswerte Beispiele für Jugendstil-Häuser:

  • Das Haus Novak (104 Rue de la République). Dieses 1903 erbaute Haus war ursprünglich ein zweigeschossiges Konfektionsgeschäft. Die Einzelhändler der kleineren Städte ließen neue Geschäfte nach dem Vorbild der großen Geschäfte in Straßburg errichten. Mit dieser besonderen Architektur konnten die Einzelhändler in einer mitten in der Industrialisierung befindlichen Stadt auf sich aufmerksam machen. Die Schaufenster waren damals sehr großzügig bemessen, damit Licht ins Geschäft fiel und die angebotene Ware anstrahlte. Durch ein fortschrittliches und modernes Image sollten Kunden gewonnen werden.
  • 69 Rue de la République Dieses um 1900 errichtete Haus ist das schönste Jugendstil-Haus in Guebwiller. Die komplett erhaltenen Dekore sind charakteristisch für den Jugendstil: geschwungene Linien, Efeu, Baum des Lebens, Äskulapnatter … Zwei Eingangstüren führen zum Geschäft und zu den oberen Stockwerken.
  • Ehemalige Eisenwarenhandlung Weil (116 Rue de la République). Die Geschäfte wurden im Geschäftszentrum von Guebwiller gebaut, wo das Stadtgefüge dicht war. Um die Verkaufsfläche zu vergrößern, erstreckten sich die meisten Geschäfte über zwei Stockwerke. Dieses Haus wurde 1912 erbaut und stammt folglich aus einer späteren Zeit als die übrigen Sautier-Häuser. Es zeigt weniger charakteristische Jugendstil-Elemente. Die neoklassizistische Inspiration dieser eklektischen Architektur war wohl vom Auftraggeber gewollt.
  • Das Haus Dubich (3 rue Saint-Antoine). Das Haus wurde ursprünglich als Buchhandlung, genauer gesagt als Buchhandlung des Verlegers Boltze gebaut, der auf deutsche Lehrbücher spezialisiert war. Die Eulenskulpturen symbolisieren den Beruf und die Pergamente und Bücher in ihren Klauen stellen das im Geschäft enthaltene Wissen dar.
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