Land der Kunst und Geschichte Guebwiller – Burg der Neuenbourg

Hilsen, Linthal
Hilsen, Linthal

Die Bauernhöfe im Tal der Lauch

Das Tal der Lauch, das wegen seiner üppigen Vegetation auch Florival (Florigera Vallis) genannt wird, verbindet die elsässische Ebene mit Le Markstein. Seine Geschichte wird stark durch das Kloster Murbach geprägt, das mit dem Kloster in Lautenbach der Hauptgrundbesitzer war. Das 728 gegründete Kloster Murbach wird dank einer Schenkung Karls des Großen im 9. Jahrhundert Eigentümer von Le Markstein und Umgebung. Da es die Wirtschaftstätigkeit des Tals kontrolliert, gewährt es den Sennern insbesondere das „Weiderecht“. Das Bewirtschaftungssystem beruht damals auf der Teilpacht, das heißt in einem Vertrag zwischen Kloster und Senner wird festgelegt, dass der Eigentümer das Nutzungsrecht am Land gewährt und sich Pächter und Landbesitzer die Erträge und Verluste teilen. Jenseits der Weiler entlang der Lauch entstehen über die Kämme und bewirtschafteten Hänge verstreut Bergscheunen und Bauernhöfe, die nur im Sommer genutzt werden. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Produktion von Kuhmilch und allem, was damit zusammenhängt: Viehzucht, Melken, Käseherstellung, Heu im Sommer … Die Senner bauen spezielle Bauernhöfe für diese Tätigkeiten, wo sie mit ihren Familien den Sommer über wohnen. Im Winter kehren sie dann mit ihrem Vieh in die Dörfer im Tal zurück. Die Sommerweiden der Senner der verschiedenen Täler liegen nebeneinander, was bisweilen zu heftigen Streitigkeiten bezüglich der Nutzung dieser Weiden führt. Die zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete Steinmauer ist die sichtbare Grenze zwischen dem Munstertal und dem Tal der Lauch. Der von Abt Braun überlieferte Volksglaube besagt, dass sich im Herbst das kleine Volk in diesen Bauernhöfen niederlässt. „Wenn der Michaelistag nahte und die Kälte der ersten Herbstnächte auf den Höhen spürbar wurde, schickten sich die Bauern, wie heute auch, an, mit ihren Herden ins Tal zurückzukehren. Pünktlich zum Michaelistag, keinen Tag später, ergriff der Berggeist Besitz von dem Bauernhof. Ab diesem Tag durfte keine Glocke mehr auf den Weiden zu hören sein. Damit aber der Bauer keine Unwissenheit vorschützen konnte, sorgte der unsichtbare Nachfolger stets dafür, ihm seine Ankunft anzukündigen. So kam der Wichtel vom Hoffrieth an drei aufeinanderfolgenden Tagen und klopfte drei Mal laut gegen die Tür des Bauernhofs. Immerhin wusste er sich zu benehmen! Doch nach Ablauf der Frist galt es, sich schnellstmöglich davonzumachen, da ansonsten Pusterle bereits in der ersten Nacht kam und alles auf den Kopf stellte.“ Mit der Zeit verwandelten sie sich in ganzjährig genutzte Bergbauernhöfe und ab den 1970er-Jahren wurden daraus Berggasthöfe. Die meisten Bauernhöfe wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Trockensteinmauern errichtet, doch in der Nähe des Hartmannswillerkopfs wurde die Mehrzahl von ihnen während des Ersten Weltkriegs zerstört. Einige sind verschwunden (Bockwasen), andere wurden auf den vorhandenen Fundamenten neu errichtet (Mordfeld, Steinlebach auf bedeutenden Überresten …) und wieder andere direkt daneben, wobei das Baumaterial wiederverwendet wurde (La Haag, Le Gustiberg, Roedelen). Auch wenn der Grundriss häufig gleichblieb, wurden die oberen Gebäudeteile oft durch Erhöhungen oder Änderungen am Dachstuhl abgewandelt. Da Dachstühle besonders anfällig für Brände und gegenüber Beschuss sind, finden sich auf den Bauernhöfen im Tal der Lauch keine Originaldachstühle mehr.

Formen und Bauten

Der Bergbauernhof des Florival zeigt eine bescheidene Architektur. Wie anderswo in den Vogesen passt sich der Bau der Geländeform an und schmiegt sich häufig an den Hang, um vor heftigen Winden geschützt zu sein. Die Bauernhöfe liegen im Allgemeinen neben einer oder mehreren Quellen. Es gibt keinen typischen Bauernhof-Grundriss im Tal der Lauch, denn die Bevölkerung orientiert sich beim Bau an der Bauweise in den anderen Tälern. Der Einfluss des Tals der Doller zeigt sich bei den Bauernhöfen Freundstein, Roedelen, Haag (vor seiner Zerstörung im Ersten Weltkrieg), Hahnenbrunnen, Hoffrieth … Es handelt sich also um ein einziges langes Gebäude, das den Wohnbereich, den Stall und die Scheune umfasst. Andere Bauernhöfe erinnern an die Bauernhöfe der Hochvogesen, die mehrere Gebäude mit spezieller Funktion umfassen (Gustiberg, Hilsenfirst …). Die Anordnung der Räume auf einer Ebene, im Erdgeschoss, offenbart die große Einfachheit des Lebens der Senner. In der Regel ist die Küche der zentrale Raum. Unter dem Dach findet sich der Speicher, der heute in den meisten Fällen als Dachgeschoss ausgebaut ist. An die Wohnräume angrenzend oder in einem gesonderten Gebäude findet sich ein langer, niedriger Stall mit einem Heuboden darüber. Auf dem Bauernhof Mordfeld waren hier 120 Tiere untergebracht. Als Baumaterial wird das genutzt, was vorhanden ist, nämlich Trockenstein (d. h. ohne Bindemittel), und die Häuser werden an die Geländeform angepasst, um vor heftigem Wind geschützt zu sein. Dies zeigt sich beispielsweise auf dem Bauernhof Roedelen. An den dem Wind und Regen zugewandten Seiten hat die Außenmauer kaum Öffnungen. Die Hauptfassade wird möglichst nicht nach Norden ausgerichtet.

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