Land der Kunst und Geschichte Guebwiller – Burg der Neuenbourg

Luftbildaufnahme von Merxheim
Luftbildaufnahme von Merxheim

Die Ebene und ihre Entwicklung

Jungsteinzeit und Sesshaftwerdung

In der Jungsteinzeit siedelte sich der Mensch in der Region Guebwiller an. 3000 Jahre lang ließen sich die Menschen der Jungsteinzeit zunächst auf den fruchtbarsten Landstrichen und in der Nähe von Flüssen wie der Lauch und dem Rimbach nieder. Anschließend drangen sie in die weniger stark besiedelten Gebiete, etwa an den Fuß der Berge und auf die Hügel am Fuß der Vogesen vor. Archäologische Spuren finden sich vor allem in den Gemeinden der Ebene, insbesondere in Merxheim oder Soultz. Die ältesten Spuren stammen aus der frühen Jungsteinzeit, finden sich in Merxheim und zeugen von einer frühen Besiedlung dieses Dorfs. In Soultz sind die Archäologen nach und nach auf verschiedene Siedlungen aus der frühen Jungsteinzeit gestoßen. Die Menschen siedelten sich in dieser geografischen Zone, an der Grenze zwischen der landwirtschaftlich genutzten Ebene und dem Fuß der Vogesen, an, da die besonders fruchtbare Flussebene bereits sehr dicht besiedelt war. Während die Menschen vor der Jungsteinzeit Nomaden waren, wurden sie in der Jungsteinzeit sesshaft und betrieben in der landwirtschaftlich genutzten Ebene Ackerbau. Unter den sechzehn in Soultz identifizierten Pflanzenarten wurden Emmer, Einkorn, Gerste und Erbsen angebaut und als Grütze oder Brei gegessen. Die Felder wurden systematisch auf den fruchtbarsten Böden angelegt, die durch die vom Wind geschaffenen Lössablagerungen entstanden. Anschließend bestellten die Bauern Felder auf anderen Bodentypen. Die Dörfer entstanden in der Nähe der Felder, um sich um die Anpflanzungen zu kümmern und sie zu bewachen. Der Speiseplan wurde durch das Sammeln von wilden Äpfeln, Haselnüssen, Brombeeren oder Himbeeren ergänzt. Die Grabungen ergaben das Vorhandensein erster Rinder-, Schweine-, Schaf- und Ziegenherden. Fleisch und Milch der Tiere wurden als Nahrung genutzt, Fell und Knochen zur Herstellung von Kleidung oder Werkzeug. In der Folgezeit wurden die Stätten nicht aufgegeben, denn es wurden jüngere Siedlungen aus der Bronzezeit (im Elsass ab 2.000 v. Chr.), der frühen Eisenzeit (750-480 v. Chr.) oder sogar aus dem Frühmittelalter gefunden, die von einer menschlichen Besiedlung zeugen, die einen langen Zeitraum umfasst.

Eine verkannte gallorömische Besiedlung

Die gallische und römische Zeit hat in der Region Guebwiller kaum Spuren hinterlassen. Archäologische Grabungen zeugen von einer Präsenz des Menschen zu dieser Zeit, liefern aber kaum Informationen zu deren Siedlungen. Ansiedlungen wurden in Soultz oder auch in Hartmannswiller entdeckt, wo 1860 eine Villa in der Gemarkung Schimmelrain freigelegt wurde. Die Stätte wurde von den Gelehrten des 19. Jahrhunderts als großzügige gallorömische Villa mit 20 Metern Länge und 14 Metern Breite identifiziert, die nach einem Barbareneinfall aufgegeben worden war. Die Römerzeit umfasst im Elsass fast fünf Jahrhunderte, insbesondere rund um die großen Städte in der Ebene, aber für die Region Guebwiller ist diese Geschichte noch zu erforschen.

Ideal für die Landwirtschaft

Auf diese alten Siedlungen folgte eine lange Geschichte der Landwirtschaft in den Dörfern der Ebene rund um Soultz, Issenheim, Raedersheim oder auch Merxheim. Die beiden letzten Ortschaften werden seit dem 8. Jahrhundert als landwirtschaftlich genutzte Ländereien erwähnt. Das traditionelle Schema sah lange Zeit so aus, dass verschiedene landwirtschaftliche Tätigkeiten rund um ein im Zentrum liegendes Dorf ausgeübt wurden. Neben der Haltung von Milchvieh, Schweinen und Kleinvieh wie Kaninchen und Geflügel bauten die Bauern Getreide und Gemüse an. Die großzügigen Bauernhöfe dieser Dörfer in der Ebene wurden durch einen zentralen Hof gekennzeichnet. Auf einer Seite stand das Wohnhaus, auf der anderen Seite die für die verschiedenen Tätigkeiten erforderlichen Gebäude. In Merxheim und Issenheim finden sich noch Bauernhöfe, die diese typische Nutzung veranschaulichen, die im Lauf des 20. Jahrhunderts verschwand. Rund um die Dörfer lagen Viehweiden, aber auch Obstgärten. Der Obstanbau hat im Elsass nämlich eine lange Tradition. Hieronymus Bock nennt im 16. Jahrhundert sechzehn Apfelsorten und zwanzig Birnensorten. Die Bewohner des Oberrheins verzehrten unterschiedliches Obst und bereicherten damit seit dem Mittelalter ihren Speiseplan… Später nannte Ludwig XIV. das Elsass einen schönen Garten. Der Obstbau war über die Jahrhunderte hinweg wichtig für die Ernährung und sorgte hierbei für Süße. Das Obst wurde als Schnitz, also als getrocknete Birnen- und Apfelringe gegessen. Selbstverständlich waren Obstbrände ein weiterer Absatzmarkt und ermöglichten ab dem 16. Jahrhundert auch die Konservierung von Obst in Alkohol. Äpfel und Birnen waren deutlich in der Mehrheit, begleitet von Quetschen bzw. Zwetschgen, deren Bäume sich über Kerne vermehren. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wichen diese kleinen Anbauflächen im Zuge der Flurbereinigung großen Feldern mit Monokulturen, die sich maschinell bearbeiten lassen. Die Landschaft wurde dadurch radikal verändert. Hecken, Gräben, Gehölze und Bäume verschwanden vom Feldrand und häufig wird die Landschaft nur noch von Kreuzen und Kreuzigungsgruppen gesäumt. Im Mittelalter waren die Dörfer kleiner und zahlreicher und lagen über die landwirtschaftlich genutzte Ebene verstreut. Viele davon gibt es heute nicht mehr, wie etwa Tellonewilare zwischen Merxheim und Réguisheim, Ostein, ein verschwundenes Dorf, das in Richtung Issenheim lag, Altschwiller Richtung Soultz oder auch Bleienheim zwischen Merxheim und Gundolsheim.

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